Die digitale Transformation stellt die Unternehmenswelt auf den Kopf. Gerade in der aktuellen Krise wird deutlich: Digitalisierung ist längt kein Wettbewerbsvorteil mehr, sondern hat sich zu einem „Muss“ entwickelt. Damit die Investition in den Fortschritt gelingt, müssen verschiedene Faktoren zusammenspielen. Wir haben mit Ulrich Bergmann, CFO der internationalen CHG-MERIDIAN-Gruppe, über eines der größten Transformationsprojekte in der Unternehmensgeschichte gesprochen und darüber, was über Erfolg und Misserfolg von Digitalisierung entscheidet.
Ulrich Bergmann, 46, kam 2019 als Generalbevollmächtigter zur CHG-MERIDIAN-Gruppe. Seit Anfang des Jahres 2020 ist er Chief Financial Officer (CFO). In dieser Rolle verantwortet Ulrich Bergmann neben dem Project Management Office (PMO) die Bereiche Accounting, Contract Management, Controlling, Internal Sales, Legal, Operational Excellence, Tax und Treasury. Zudem berichten die Executive Vice Presidents Finance der 27 Länder an Ulrich Bergmann.
Transformationen haben einen gravierenden Einfluss auf die Organisation von morgen. Prozesse, Strukturen, Rollen und Stellenprofile werden sich verändern. Die digitale Transformation ist in dem Kontext kein neues Phänomen. Wir merken jedoch, dass das Tempo zunimmt und Maßnahmen im Zusammenhang mit Digitalisierung auf den Unternehmensagenden nach oben wandern. Das betrifft natürlich nicht nur das derzeit viel diskutierte Homeoffice: Kunden erwarten heute insgesamt eine schnelle, unkomplizierte Nutzbarkeit ihrer Produkte, Transparenz bei Abwicklung und Preisgestaltung und vermehrt auch Self-Service-Angebote - kurz: die Customer Experience steht im Fokus. Und diese beginnt im Unternehmen selbst, mit der Digitalisierung von Kernprozessen und einem kulturellen Wandel.
Die Corona-Pandemie hat enorme Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Sie hat uns klar vor Augen geführt, dass die Digitalisierung nicht mehr länger nur ein Wettbewerbsvorteil ist. Sie ist eine Mindestanforderung für den langfristigen Unternehmenserfolg. Kurzum: Unternehmen, die heute in ihre digitale Transformation investieren, sind die Gewinner von morgen, da sie besser auf Veränderungen am Markt reagieren können und konkurrenzfähiger sind. Und das wird unter den aktuellen Bedingungen sehr klar deutlich.
"Ein klar definiertes Zielbild ist von enormer Bedeutung. Transformierende Organisationen müssen verstehen, was bereits umgesetzt wurde, was aktuell passiert und welche Schritte als nächstes anstehen. So schafft es Orientierung und erlaubt, Prioritäten zu setzen und sich zu fokussieren, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren"
Wir sind ein global agierender Technologiemanager. Als solcher sehen wir natürlich die klaren Vorteile einer Investition in den digitalen Fortschritt. Wir möchten die Zukunft proaktiv gestalten, anstatt aus der Defensive heraus zu reagieren. Als Gesamtvorstand haben wir Digitalisierung aus diesem Grund als Top-Thema auf die Agenda gesetzt. Das Vorantreiben der digitalen Transformation bei CHG-MERIDIAN ist demnach eine unserer wichtigsten Aufgaben mit Blick auf die kommenden Jahre. Dazu gehört, dass wir unsere Profitabiliät erhöhen und eine Umgebung schaffen, in der wir unser Geschäftsmodell weiter skalieren können.
Erste Ideen und Ansätze zur Digitalisierung bei CHG-MERIDIAN gab es bereits vor einigen Jahren. Mitte 2019 haben wir daraus ein bereichsübergreifendes Zielbild entwickelt, das Anfang 2020 mit dem Global Digital Transformation Program (GDTP) in die Umsetzung ging. Heute, knapp ein Jahr nach dem Start, haben wir die ersten Projekte auf internationaler Ebene ausgerollt. Darunter ein System für elektronische Signaturen und eine Software für die digitale Archivierung von Dokumenten. Beide Systeme vereinfachen und beschleunigen die internationale Vertragsabwicklung. Weitere, strategische Projekte stehen kurz vor dem Rollout oder sind mitten in der Entwicklung. Zum Beispiel unser Technologie- und Servicemanagement System TESMA®.
Ein klar definiertes Zielbild ist von enormer Bedeutung. Transformierende Organisationen müssen verstehen, was bereits umgesetzt wurde, was aktuell passiert und welche Schritte als nächstes anstehen. So schafft es Orientierung und erlaubt, Prioritäten zu setzen und sich zu fokussieren, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. In dem Zusammenhang ist es wichtig, vorhandene Prozesse kritisch zu bewerten. Digitalisieren Sie keine schwachen Prozesse! Außerdem müssen wir im Kopf behalten, dass transformierende Organisationen nicht autark agieren, sondern in ein Ökosystem mit anderen Organisationen eingebettet sind. Diese stehen möglichweise an einem anderen Punkt im Digitalisierungsprozess. Dann passen die Schnittstellen nicht zusammen. Ohne ein ständiges Hinein- und Herauszoomen wird die Transformation schnell zu einem Dschungel.
Wir wollen unsere Kunden, Partner und Lieferanten in Zukunft noch stärker in unsere Prozesse integrieren. Das führt zu einem einfacheren und schnelleren Austausch von Daten auf beiden Seiten. Die Plattform vereinfacht außerdem die Kommunikation. Wir sind dadurch in der Lage, unsere Kunden und Partner, ihre Pain Points und das Umfeld, in dem sie agieren, besser zu verstehen. So können wir ihnen individuell angepasste Angebote schnüren. Zeitgleich können unsere Kunden mithilfe von Self-Service-Funktionen ihre Belange selbst adressieren und Aufträge anstoßen. Schnell und einfach. Die digitale Integration von CHG-MERIDIAN in das Ökosystem des Kunden oder Partners stellt also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten dar.
Eine so umfassende Transformation erfordert die Zustimmung und Akzeptanz aller Interessensgruppen – extern wie intern. Die Umgestaltung von Prozessen und die Erneuerung der IT-Hardware sind wichtig, aber sie nützen nichts, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Veränderungen nicht zurechtkommen. Wir brauchen alle in einem Boot. Innovation und agiles Arbeiten beschränken sich am Ende ja nicht nur auf das Transformationsteam, sondern sollen langfristig in der Unternehmenskultur verankert werden. Das gelingt uns, indem wir transparent über die Hintergründe informieren und sie bestenfalls aktiv in die Ausgestaltung der Projekte einbinden. Unser Vorteil ist, dass wir bei CHG-MERIDIAN allein aus unserer Unternehmensgeschichte heraus schon immer eine Art Start-up Kultur hatten. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben zudem eine hohe Affinität zu neuen Technologien. Nichtsdestotrotz ist die Veränderung kein Selbstläufer. Daher erarbeiten wir in Zusammenarbeit mit unserem Human Resources Bereich (HR) ein strategisches Change Management aus.